Wenn ich den Bericht in Social Media der ZZ lese „Sanierung des Zevener Hallenbades könnte 2025“ beginnen, dann fühle ich mich in das Jahr 2021 zurückversetzt.

Warum: In dem Jahr wurde ein Kommunalwahlkampf fast ausschließlich zum Thema Hallenbad Aquafit geführt.

Bereits in den vorhergehenden Jahren wurde die Thematik des Hallenbades in den Gremien der Samtgemeinde Zeven erörtert, abgewogen und mit Gutachten unterlegt.

Der Artikel fällt wieder in den Duktus zurück: Marodes Bad. Das soll wieder Stimmungen in der Bevölkerung auslösen, die nur mit dem Weg des Neubaus geheilt werden kann. Alles andere, so unterstellt es ein solcher Titel, wäre Unfug.

Das die ZZ dieses im Jahr 2024 wieder einmal hervorhebt ist befremdlich. Liegen der ZZ neue Zahlen, Daten und Fakten vor, die der Bevölkerung noch vorenthalten werden? Dann bitte ich um schnellstmögliche Veröffentlichung eben dieser neuen Erkenntnisse, damit wir möglichst zügig die Planungen voranbringen können.

Ich vermute einmal, dass solches eben nicht vorliegt und ein Thema wieder aufgewärmt werden soll.

Noch bedenklicher finde ich es, wenn Ratsmitglieder der Samtgemeinde auf diesen Zug aufsteigen und auf die kommende Kommunalwahl 2026 hinweisen und offen bereits den Wahlkampf eröffnen. Dieses wird mit Thesen begründet, die die geneigte Leserschaft, eben auch nur noch diejenigen, die sich noch nicht von diesem Thema abgewendet haben, mit halben Informationen versorgt.

Das Ratsmitglied müsste nämlich dazufügen:

1. In den vergangenen Jahren hat es die Ratsgruppe SPD/Grüne/WFB an konstruktiver Mitarbeit in dieser Sache fehlen lassen. Sie hat alle Haushaltsbeschlüsse der Samtgemeinde mitgetragen und keinen einzigen Grund erarbeitet, warum ein Neubau denn nun zwingend notwendig ist.

2. Zudem hat das Ratsmitglied vergessen zu erwähnen, dass der Verwaltungschef der Samtgemeinde Zeven die Forcierung dieses immer noch drängenden Themas hat 4 ganze Jahre in der Verwaltung hat ruhen lassen. Kurz: der Samtgemeindebürgermeister hat nichts in der Sache vorangebracht.

3. Das beinhaltet: Der Samtgemeindebürgermeister (übrigens Parteikollege des besagten Ratsherrn der SPD) hätte vor und nach der Kommunalwahl 2021 alles daran setzen können, den Ratsmitgliedern neue und sachliche Informationen und Daten zu liefern, die einen Neubau eines Bades in gleicher Art und Güte wie das jetzige Aquafit doch noch hätte gelingen lassen können. Hat er aber nicht. Ob er ein Wahlkampfthema 2026 aufbewahren wollte? Oder will er kein neues Bad mehr? Hat er keine Idee? Scholz in Zeven? Das bleibt unklar.

4. Das Ratsmitglied vergisst zu erwähnen, da keine neuen Informationen vorliegen, dass ein Gutachten der Firma Behr vorliegt, wonach a) der Standort prädestiniert und b) eine Sanierung sinnvoll ist.

5. Das Ratsmitglied hat wohl auch vergessen, dass nachhaltiges Bauen ein wichtiger Faktor für ein solches Projekt darstellt. Nachhaltig bedeutet: Energieversorgung. Das Hallenbad an dem Standort kann mit einem kleinen Kraftwerk (der eigenen Stadtwerke Zeven) beheizt werden, welches zudem 2 Schulen und ein Nahwärmekonzept für Privathäuser beinhaltet. Das muss bedacht werden. Zudem wir in der Stadt Zeven über ein Projekt „Klimaquartier“ nachdenken, mit dem Nahwärmeversorgung noch wichtiger werden soll. Das wäre an einem Standort irgendwo am Stadtrand nicht möglich. Er hätte schon längst einmal einspielen können, dass ein Neubau evtl. in Zeven-Aspe bei einem Industriebetrieb zu prüfen wäre, in dem viel Abwärme entsorgt werden muss. Aber das hat er auch nicht getan. Warum nicht?

6. Das Ratsmitglied hat zudem unterschlagen, den geneigten Leser:innen zu erklären, was eine Sanierung ist. Der völlige Rückbau auf die Betongrundteile und ein technischer und baulicher Neuaufbau. Dann steht dort ein neues Bad gleicher Art und Güte. Neubau mit Versiegelung: Wie verhält sich das in Zeiten einer CO 2 Bilanz?

7. Zudem sieht das Ratsmitglied dieses Projekt völlig losgelöst von allen anderen Aufgaben einer Kommune, deren finanzieller Spielraum immer enger wird. Ein Neubau kostet auch Geld, egal wo er entsteht. Und da diese Samtgemeinde das Geld nicht hat, werden Schulden gemacht werden müssen. Daneben sind noch weitere Projekte in der Pipeline der Gemeinden und Samtgemeinde (z.B. Feuerwehr, Grundschule, Volkshochschulgebäude…). Das kann nur über Kredite bezahlt werden. Die kosten allerdings auch Geld in Zins und Tilgung. Die können bezahlt werden: aus Steuermitteln, die dann alle zahlen müssen. Wie hoch wird die Steuer dafür werden. Diese Information bleibt der Ratsherr leider schuldig.

8. Nur für eine Sanierung hat das Land Niedersachsen, in Person von dem damaligen Innenminister Pistorius, einen Betrag von 1 Mio. € in Zeven gelassen. Für einen Neubau gibt’s keinen Zuschuss. Oder hat das Ratsmitglied mehr Kenntnisse als die Rathausverwaltung?

Es gibt gute Gründe für einen Neubau eines Hallenbades in Zeven. Es gibt auch gute Gründe einer grundlegenden Sanierung des bestehenden Hallenbades in Zeven. Das muss abgewogen werden. Zu dieser Abwägung aller Argumente reicht es anscheinend nicht bei manchen Ratsherren, die doch einen Auftrag haben, zum Wohl der Samtgemeinde beizutragen. Nun erst wird ein Planer vom Samtgemeindebürgermeister beauftragt. Das ist viel zu spät. Aus den Erkenntnissen wird abgewogen werden können, was nun passieren muss. Soll Zeven ein Hallenbad dieser Art und Güte behalten? Das wird eine enorme Kraftanstrengung für die Samtgemeinde und die Mitgliedgemeinden. Einfach kann man es sich machen, um Applaus für sich einzufahren. Kommunalpolitik erfordert aber konstruktives Arbeiten an der Sache für alle. Das ist anstrengend, erwirkt manchmal nicht den Applaus und muss zu Kompromissen fähig sein.

Dieser Text ist nun viel länger geworden, als das er auf einer Social media Plattform gelesen werden würde. Wir leben in einer Zeit, in der alles verkürzt dargestellt wird. Das wird den Sachverhalten nicht gerecht und spielt häufig Populisten in die Hände. Und die brauchen wir gar nicht, da diese keine einzige Lösung erwirken werden, sondern nur die Bevölkerung aufwiegeln.

Weitere Presseberichte

Nach oben scrollen